Freitag, 30. November 2007

Björk Guðmundsdóttir


Penta III - Geistige Diarrhoe

Mir ist langweilig - sonst würde ich nicht so viel hier posten. Hab ich am Anfang was von Einsamkeit der Gesellschaft geschrieben? Ich denke, jeder Mensch fühlt sich irgendwie einsam. Ist auch ein schmaler Grat, einerseits ist es ja sehr angenehm, alleine was zu machen, keine Rücksicht nehmen zu müssen, sich selbst als Mittelpunkt der Welt sehen. Man treibt dieses Spiel eine Weile, doch irgendwann bemerkt man, dass man nicht, wie man denkt, tun kann, wonach einem ist. Weil man nämlich über andere Menschen nicht bestimmen kann, und wenn man gerne Freunde zum chillen hätte, sind da halt keine, oder die haben keine Zeit. Meine Seelenverwandte ist verdammt unzuverlässig, doch ich bin im Grunde genommen nicht viel besser. Das ist auch kein Vorwurf, sondern eine Tatsache.

Donnerstag, 29. November 2007

Aldous Huxley

Wie jeder vernünftige und empfindsame Mensch verabscheue ich Arbeit.

Aus Jorge Luis Borges' "Der Unsterbliche"

Unsterblich zu sein ist nichts Besonderes; vom Menschen abgesehen sind es alle Geschöpfe, da sie den Tod nicht kennen; das Göttliche, das Schreckliche, das Unbegreifliche ist das Wissen um die eigene Unsterblichkeit.

Friedrich Wilhelm Nietzsche

Der Gedanke an den Selbstmord ist ein starkes Trostmittel:
mit ihm kommt man gut über manche böse Nacht hinweg.

Aus George Orwells "1984": Krieg bedeutet Frieden

Zur Erklärung: In der Welt von Orwells düsterer Utopie befinden sich die drei gleich starken Supermächte, zu denen die fünf Kontinente mutiert sind, in dauerndem Kriegszustand.
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Der Krieg ist demnach, wenn wir nach den Maßstäben früherer Kriege urteilen, lediglich ein Schwindel. Es ist das Gleiche wie die Kämpfe zwischen gewissen Wiederkäuern, deren Hörner in einem solchen Winkel gewachsen sind, dass sie einander nicht verletzen können. Wenn er aber auch nur ein Scheingefecht ist, so ist er doch nicht zwecklos. Durch ihn wird der Überschuss von Gebrauchsgütern verbraucht, und er hilft die besondere geistige Atmosphäre aufrechtzuerhalten, die eine hierarchische Gesellschaftsordnung braucht. Der Krieg ist jetzt, wie man sehen wird, eine rein innenpolitische Angelegenheit. In der Vergangenheit bekämpften die herrschenden Gruppen aller Länder, wenn sie auch ihr gemeinsames Interesse erkennen und deshalb die Zerstörungswirkung des Krieges beschränken mochten, doch eine gegen die andere, und immer brandschatzte der Sieger den Besiegten. Heutzutage kämpfen sie überhaupt nicht gegeneinander. Der Krieg wird von jeder herrschenden Gruppe gegen ihre eigenen Anhänger geführt, und das Kriegsziel ist nicht, Gebietseroberungen zu machen oder zu verhindern, sondern die Gesellschaftsstruktur intakt zu erhalten. Infolgedessen ist schon das Wort "Krieg" irreführend geworden. Es wäre vermutlich richtig zu sagen, der Krieg habe dadurch, dass er ein Dauerzustand wurde, aufgehört zu existieren. Der charakteristische Druck, den er zwischen dem späten Steinzeitalter und dem anfänglichen zwanzigsten Jahrhundert auf die Menschen ausgeübt hab, ist verschwunden und wurde durch etwas ganz anderes ersetzt. Die Wirkung wäre die gleiche, wenn die drei Superstaaten, anstatt einander zu bekämpfen, übereinkämen, in dauerndem Friedenszustand zu leben, wobei jeder unangefochten innerhalb seiner eigenen Grenzen bleibt. Denn in diesem Falle wäre jeder eine in sich abgeschlossene Welt, für immer von dem hemmenden Einfluss einer von außen drohenden Gefahr befreit. Ein wirklich dauerhafter Friede wäre das gleiche wie dauerhafter Krieg. Das ist - wenn auch die große Mehrheit der Parteimitglieder es nur in einem seichteren Sinne versteht - der tiefere Sinn des Parteischlagwortes: Krieg bedeutet Frieden.

Max Frisch: Du sollst dir kein Bildnis machen

Es ist bemerkenswert, dass wir gerade von dem Menschen, den wir lieben, am mindesten aussagen können, wie er sei. Wir lieben ihn einfach. Eben darin besteht ja die Liebe, das Wunderbare an der Liebe, dass sie uns in der Schwebe des Lebendigen hält, in der Bereitschaft, einem Menschen zu folgen in allen seinen möglichen Entfaltungen. Wir wissen, dass jeder Mensch, wenn man ihn liebt, sich wie verwandelt fühlt, wie entfaltet, und dass auch dem Liebenden sich alles entfaltet, dass Nächste, das lange Bekannte. Vielleicht sieht er wie zum ersten Mal. Die Liebe befreit es aus jeglichem Bildnis.
Das ist das Erregende, das Abenteuerliche, das eigentlich Spannende, dass wir mit den Menschen, die wir lieben, nicht fertig werden: weil wir sie lieben; solang wir sie lieben. Man höre bloß die Dichter, wenn sie lieben; sich tappen nach Vergleichen, als wären sie betrunken, sie greifen nach allen Dingen im All, nach Blumen und Tieren, nach Wolken, nach Sternen und Meeren. Warum? So wie das All, wie Gottes unerschöpfliche Geräumigkeit, schrankenlos, alles Möglichen voll, aller Geheimnisse voll, unfassbar ist der Mensch, den man liebt. – Nur die Liebe erträgt ihn so.

Warum reisen wir?
Auch dies, damit wir Menschen begegnen, die nicht meinen, dass sie uns kennen ein für allemal; damit wir noch einmal erfahren, was uns in diesem Leben möglich sei. – Es ist ohnehin schon wenig genug.

Unsere Meinung, dass wir das andere kennen, ist das Ende der Liebe, jedes Mal, aber Ursache und Wirkung liegen vielleicht anders, als wir anzunehmen versucht sind – nicht weil wir das andere kennen, geht unsere Liebe zu Ende, sondern umgekehrt: weil unsere Liebe zu Ende geht, weil ihre Kraft sich erschöpft hat, darum ist der Mensch fertig für uns. Er muss es sein. Wir können nicht mehr! Wir künden ihm die Bereitschaft, auf weitere Verwandlungen einzugehen. Wir verweigern ihm den Anspruch alles Lebendigen, das unfassbar bleibt, und zugleich sind wir verwundert und enttäuscht, dass unser Verhältnis nicht mehr lebendig sei.
„Du bist nicht“, sagt der Enttäuschte oder die Enttäuschte, ,wofür ich dich gehalten habe.“
Und wofür hat man sich denn gehalten?
Für ein Geheimnis, das der Mensch ja immerhin ist, ein erregendes Rätsel, das auszuhalten wir müde geworden sind. Man macht sich ein Bildnis. Das ist das Lieblose, der Verrat…

Du sollst dir kein Bildnis machen, heißt es, von Gott. Es dürfte auch in diesem Sinne gelten: Gott als das Lebendige in jedem Menschen, das, was nicht erfassbar ist. Es ist eine Versündigung, die wir, so wie sie an uns begangen wird, fast ohne Unterlass wieder begehen. –
Ausgenommen wenn wir lieben.

Robert Anton Wilson

Wir leben in einer Zeit, in der die Hoffnungslosigkeit zum modischen Status geworden ist; seit dem tiefsten Mittelalter hat die Selbstverachtung des Menschen keine solchen Maße mehr erreicht, und der Glaube, dass je etwas Gutes zustande gebracht werden kann, gild geradezu als naiv...